02874 - 704  Pfarrei St. Franziskus Steinweg 6 46419 Isselburg
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Impuls zum Sonntag

10.12.2023

2. Advent

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus (Mk 1, 1-8)

Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.

Wie geschrieben steht beim Propheten Jesája -Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bahnen wird. Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! —, so trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündete eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig. Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

Impuls

Eine Stimme ruft in der Wüste:

Bereitet dem Herrn den Weg!

Ebnet ihm die Straßen! (Lk 3,4b).

Gott kommt in die Welt,

er will auch bei mir ankommen,

in meiner Welt und meinem Alltag.

Dem Herrn den Weg bereiten

in meinem eigenen Leben und Aufgaben

in all den wichtigen Dingen,

die mich oft fast gänzlich gefangen nehmen.

Ihm die Straßen ebnen,

wo Sorgen und Nöte im Wege stehen,

wo ich selber nicht selten

meiner eigenen Erfüllung im Wege stehe.

Wege bereiten, Straßen ebnen,

keine leichte Aufgabe, eine die mich herausfordert

aus meiner Bequemlichkeit

hinein in die Zukunft

des Lebens mit Gott.

Diakon Michael Scholz




03.12.2023

1. Advent

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus (Mk 13, 33-37)

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht,ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt,nicht schla-fend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!

Impuls

Wach und wachsam zu sein ist oft schwer. Und dazu ruft uns die Adventzeitauf. Schnell driften wir ab, nur mühsam können wir uns wirklich lange auf eine Sache konzentrieren. Vielleicht liegt es einfach in der Natur des Menschen, dass uns das Wachsein in manchen Situationen so schwerfällt.

Um dieseSchwäche der Menschen hat auch Jesus schon gewusst. Nicht umsonst ermahnter seine Jünger und uns im Advent mit den Worten „Seht euch also vor und bleibt wach“. Advent ist die Vorbereitungszeit, die uns auf das Kommen Gottes in unserer Welt und in unserem Leben einstellen will.

Advent lass uns einmal fragen: Wo begegne ich Gott in meinem Alltag? Wo taucht er auf, wo ich gar nicht mit ihm rechne? Advent will uns lehren: offen zu werden für Gott, wach genug, um ihn in unserer Welt immer wieder wahrzunehmen.


Meditation

Jesus spricht:

„Seid wachsam!

Denn ihr wisst nicht,

wann der Hausherr kommt.“


Seid wachsam!

Denn ihr wisst nicht,

wann Jesuszu euch kommt.


Seid wachsam!

Denn ihr wisst nicht,

wieJesus zu euch kommt

Seid wachsam!

Denn ihr wisst nicht,

woJesus zu euch kommt.

Seid wachsam!

Denn ihr wisst nicht,

wozuJesus zu euch kommt

Seid wachsam!

Denn ihr wisst nicht,

warum ihr nicht wisst,

wann, wie, wo, wozu

Jesus zu euch kommt.


Kaplan Virginus Nwosu




26.11.2023

Christkönigssonntag


Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus (Mt 25, 31-46)

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm versam-melt werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist! Denn ich warhungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krankund ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis undihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antwor-ten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Dann wird er zu denen auf der Linken sagen: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! Denn ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben;ich war fremd und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder fremd oder nackt oder krank oder im Ge-fängnis gesehen und haben dir nicht geholfen Darauf wird er ihnen antwor-ten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. Und diese werden weggehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber zum ewigen Leben.

Impuls

FÜR EINANDER SORGE TRAGEN

Oben und unten werden biblisch immer wieder bewusst verkehrt und somit neu beschrieben: Die Letzten werden die Ersten sein! Das soll uns zum Nachdenken anregen, wie wir uns als Menschen zueinander in Beziehung setzen sollen. Als Menschen sind wir geschaffen, gegenseitig aufeinander angewiesen. Wir sind Hüter und Hüterinnen unserer Brüder und Schwester. So weit, so klar der Auftrag. Wir haben alle füreinander Sorge zu tragen. So bleibt die Frage, wie wir uns als Menschen zueinander verhalten sollen, immer eine wesentliche. Matthäus gibt uns mit dem Evangelium am Christkönigssonntag dabei die bevorzugte Blickrichtung vor. Es liegt an uns. Wo die Worte Jesu eingelöst werden, bricht messianische Zeit an, ist das Reich Gottes schon mitten unter uns.

Ein amerikanischer Theologe sagte einmal: Es gibt fünf Evan-gelien: Matthäus, Markus, Lukas, Johannes und das Leben der Christen. Viele Leute lesen nie die ersten vier, aber gutdas fünfte.

„Ich muss weder kraftvoll sein noch kerngesund, um Gott zu begegnen. Es genügt der Blick für den Nächsten.

Ich muss weder perfekt sein, noch ganz ohne Schwächen, um Gott zu begegnen. Es genügt der Blick für den Nächsten.

Ich muss nicht nachRom fahren, um Gott zu begegnen. Es genügt der Blick für den Nächsten.

Christus, der König, er sieht nicht auf Macht, nicht auf äußere Wirkung, Perfekt-Sein und Stärke. Er sieht auf die Liebe, auf die Sehnsucht des Herzens.“

(aus: Alfons Gerhardt; Mit Kranken am Tisch des Herrn)


Krankenhauspfarrer Gerhard Wietholt



19.11.2023

33. Sonntag im Jahreskreis


Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus (Mt 25, 14-30)

In jener Zeiterzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging. Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab. Sofort ging der Diener, der die fünf Talente erhalten hatte, hin, wirtschaftete mit ihnen und gewann noch fünf weitere dazu. Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei weitere dazu. Der aber, derdas eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erdeund versteckte das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kehrte der Herr jener Diener zurück und hielt Abrechnung mit ihnen. Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. Über We-niges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn! Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn! Es kam aber auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mensch bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Sieh her, hier hast du das Deine. Sein Herr ant-wortete und sprach zu ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Du hättest mein Geld auf die Bank bringen müssen, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. Nehmt ihm also das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben werden und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.

Impuls

Wir begehen heute den Welttag der Armen. Wer sind die Armen heute, mit denen wir uns im Gebet solidarisieren? Die Obdachlosen, die auf den Straßen zu Hause sind und uns bettelnd ihre leeren Hände entgegenstrecken? Die Menschen in fernen Ländern, die wir mit sozialen Projekten unterstützen? Die vielen Bedürftigen, die uns durch Organisationen über Bettelbriefe um unsere Hilfe bitten?

Armut ist nicht nur der Mangel an Grundbedürfnissen. Sie kann auch in Form moralischer, intellektueller oder spiritueller Armut vorliegen.Egal in welcher Form Armut sich zeigt, müssen wir wie die Heilige Elisabeth, deren Gedenktag wir auch heute begehen, sie mit Liebe bekämpfen. Nur so können wir das Wohl der Menschheit, Mann oder Frau, schwarz oder weiß garantieren, wie Gott es bei der Erschaffung vorgesehen hat.

Im Kampf gegen die Armut müssen wir sie an der Wurzel bekämpfen. Armut ist oft ein systematisches Übel und um sie zu besiegen, müssen wir das System bekämpfen und ändern, das sie unterstützt und fördert, sei es politisch oder religiös.

Das Werkzeug dafür, zeigt uns die Heilige Elisabeth durch ihr Leben: Es ist die Liebe. Mit ihr beten wir:


„Öffne meine Augen, Herr,

für die Wunder deiner Liebe.

Mit dem Blinden rufe ich:

Heiland, mache, dass ich sehe.


Öffne meine Ohren, Herr,

für den Anruf der Geschwister.

Lass nicht zu, dass sich mein Herz

ihrer großen Not verschließe.


Öffne meine Hände, Herr,

Bettler bitten mich um Hilfe

und erwarten ihren Teil.

Christus, mache, dass ich teile.“


Kaplan Virginus Nwosu




12.11.2023

32. Sonntag im Jahreskreis


Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus (Mt 25, 1-13)

In jener Zeiterzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, die klugen aber nahmen mit ihren Lampen noch Öl in Krügen mit. Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf: Siehe, der Bräutigam! Geht ihm entgegen! Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampenzurecht. Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus! Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es nicht für uns und für euch; geht lieber zu den Händlern und kauft es euch! Während sie noch unterwegs waren, um es zu kaufen, kam der Bräutigam. Die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! Er aber antwortete ihnen und sprach:Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.

Impuls

Klug sind sie, die fünf jungen Frauen mit ihrem Ölvorrat. Listig sind sie auch: „Geht doch zu den Händlern und kauft euch Öl!“ Die Törichten wiederum sind töricht genug, um die Ironie darin nicht zu merken, mitten in der Nacht zu den Händlern geschickt zu werden. „Seid klug wie die Schlangen“ sagt Jesus an anderer Stelle. Die Fünf mit Ölvorrat sind es. Sie handeln vorausschauend und nehmen blitzschnell auch noch ihre Chance wahr, die Zahl der Mitbewerberinnen um die Gunst des Bräutigams im Festsaal um fünf zu reduzieren.

Doch auch die Törichten können sich auf Jesus berufen, wenn er sagt: „Seid arglos wie die Tauben.“ Arglos sind sie, enthusiastisch und ohne sich von so banalen Fragen wie der nach dem Ölvorrat irritieren zu lassen.

Glaubt man einer wachsenden Zahl von Evangelikalen in den USA, dann steht die Wiederkunft Christi bis 2050 bevor. Katastrophen und der Kampf zwischen Gut und Böse, wie sie heute zu erleben sind, sind die Vorzeichen. Dieser Glaube ist alltagsrelevant. Denn wenn das irdische Leben nur noch 30 Jahre währt, muss man sich nicht mit Fragen wie Klimawandel oder Ressourcenknappheit belasten. Bis 2050 wird es schon noch reichen. Alle Aufmerksamkeit ist auf den baldigen Tag ausgerichtet. Wie bei den törichten jungen Frauen des Evangeliums.

Der Text dieses Sonntags ist provozierend. Man kann ihn auch skandalös nennen. Skandal Nr. 1: Der Bräutigam verspätet sich erheblich, denkt aber nicht daran, sich zu entschuldigen. Skandal Nr. 2: Es geht um ein Hochzeitsmahl, aber die Braut ist nicht der Rede wert. Skandal Nr. 3: Egoismus wird gelobt; Teilen ist nicht angesagt. Skandal Nr. 4: Der Bräutigam zeigt kein Mitleid, sondern reagiert mit kalter Strenge „ich kenne euch nicht“.

Das Gleichnis ist eingebettet in eine Serie von Gleichnissen rund um das Thema „Weltgericht und Wachsamkeit“. Es wirft Fragen auf: Gilt beim Endgericht doch nicht, was Jesus nur zwei Kapitel später sagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan“? Ist die egoistische Variante der Klugheit noch eine Tugend? Wie ist es um die Barmherzigkeit Gottes bestellt, die Jesus so oft preist?


Diakon Michael Scholz




05.11.2023

31. Sonntag im Jahreskreis


Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus (Mt 23, 1-12)

In jener Zeit sprach Jesus zum Volk und zu seinen Jüngern und

sagte: Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und

die Pharisäer. Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen,

aber richtet euch nicht nach ihren Taten; denn sie reden nur, tun

es aber nicht. Sie schnüren schwere und unerträgliche Lasten

zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, selber

aber wollen sie keinen Finger rühren, um die Lasten zu bewegen.

Alles, was sie tun, tun sie, um von den Menschen gesehen

zu werden: Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten

an ihren Gewändern lang, sie lieben den Ehrenplatz bei den

Gastmählern und die Ehrensitze in den Synagogen und wenn

man sie auf den Marktplätzen grüßt und die Leute sie Rabbi –

Meister – nennen. Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen;

denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Auch

sollt ihr niemanden auf Erden euren Vater nennen; denn nur

einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch sollt ihr euch nicht

Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus.

Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst

erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird

erhöht werden.

Impuls

Ein nachdenklicher Text von Edtih Furtmann mit dem Titel

„Nicht allein Worte, sondern Worte und Taten zählen“

Lange Jahre waren die Worte „Schriftgelehrte“ und insbesondere

„Pharisäer“ Schimpfworte. Es wurde suggeriert, dass der jüdische

Glaube ein oberflächlicher war, dass die jüdische Frömmigkeit mehr

Schein als Sein war. Heute sind wir da etwas weiter. Jesus war gläubiger

Jude, er hat nach den jüdischen Gesetzen gelebt. Wir könnten

die Bezeichnungen Schriftgelehrte und Pharisäer heute übersetzen

mit den Frommen aus der ersten Reihe, mit Kleriker, sicher auch mit

Bischof oder Theologe. Es geht nicht darum, eine ganze Berufssparte

zu verunglimpfen, sondern darum, sich nicht am Wortlaut festzuhalten,

sondern richtig nach dem Wort Gottes zu handeln.

Und es geht auch darum, dass Worte nicht falsch werden, nur weil

der Mensch, der sie ausspricht, nicht danach lebt. In unserer heutigen

Gesellschaft muss jeder, der mahnt, völlig heiligmäßig leben. Ist

jemand, der auf den dringend Klimaschutz hinweist, unglaubwürdig,

weil es ihm oder ihr selbst nicht gelingt, hundertprozentig so zu

leben? Ist jemand, der für das Tierwohl eintritt, unglaubwürdig, weil

er oder sie selbst ab und an Fleisch isst? Liegt jemand, der die sozialen

Ungerechtigkeiten unseres Landes anprangert, deshalb falsch,

weil er oder sie über ein gutes Einkommen verfügt und Urlaubsreisen

macht? Es ist bequem, zu sagen: wenn die es schon nicht schaffen,

nach ihren Worten zu leben, dann brauche ich es auch nicht.

Aber so einfach entlässt Jesus uns nicht aus unserer Verantwortung.

Wir alle, jeder und jede Einzelne, sind gefragt, nach seinem Wort zu

leben, und wenn wir scheitern, so können wir immer wieder neu

aufstehen und weitermachen. Darum geht es. Wir sind alle

Geschwister. Gehen wir geschwisterlich miteinander um und messen

uns selbst an unseren Taten, ohne mit dem Finger auf andere zu

zeigen.


Pfarrer Klaus Winkel



29.10.2023

30. Sonntag im Jahreskreis

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus (Mt 22, 34-40)

In jener Zeit,als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sa-dduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie am selben Ort zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzesleh-rer, wollte ihn versuchen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Her-zen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.

Impuls

„Lehnen wir die Menschen ab, so lehnen wir auch Gott und somit auch uns selbst ab. Wer sich selbst nicht liebt, kann auch Gott, der ihm sein Leben schenkt, nicht lieben. Wenn wir uns selbst nicht lieben, woher sollen wir die Liebe zu unseren Mitmenschen nehmen? Wir können uns nicht hassen und aus vollem Herzen Gott und den Mitmenschen hingegeben sein. Wir haben nur einHerz, mit dem wir Gott, die Menschen und uns selber lieben können.“

(Franz Jalics SJ)


Krankenhausseelsorger Gerhard Wietholt