Außergewöhnliches Konzert für Orgel und E-Gitarre

Antje Jolink versprach zu Beginn ein einzigartiges Zusammenspiel von Orgel und E-Gitarre. Und die Zuhörer wurden nicht enttäuscht.
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Das Duo "Pipes & Strings" aus Kevelaer präsentierte am 15. Juni in St. Pankratius ein außergewöhnliches Konzert, das die Zuhörer in eine musikalische Welt voller Vielfalt und Leidenschaft entführte. Ob klassische Literatur, Blues oder Filmmusik: die sichtlich gut aufgelegten Musiker Paul Lammers an der Orgel und Levin Ripkens an der E-Gitarre zeigten eine mitreißende Spielfreude und tiefes Verständnis für die Stücke, die sie interpretieren. Damit loteten sie nicht nur die klanglichen Möglichkeiten beider Instrumente aus, sondern öffneten auch neue Perspektiven auf Raum und Klang.
Die Orgel bot nicht nur einen orchestralen Klangteppich, sondern trat auch gleichberechtigt als Dialogpartner auf. Dieser musikalische Austausch verlieh den Darbietungen eine besondere Tiefe und Lebendigkeit. Schon mit dem "Prelude" (aus Prelude, Fugue et variation) von César Franck zauberten die beiden sympathischen Musiker ruhige und verträumte Klänge und schufen damit eine warme und einladende Atmosphäre.
Paul Lammers fühlte sich auf der Seifert-Orgel zuhause. Im Hammond-Sound kam "Europa" von Carlos Santana daher. Ripkens gestaltete mit seiner expressiven Spielweise die eingängige Melodie lebendig und voller Gefühl. Er baute das Stück langsam auf, um dann in einem leidenschaftlichen Höhepunkt zu gipfeln, der die Zuhörer tief beeindruckte. Auch mit den weiteren Stücken zogen die beiden Künstler ihr Publikum in ihren Bann. Die Titelmusik aus "Schindlers Liste" von John Williams war so einfühlsam angelegt, dass die Besucher sich nicht trauten, zu applaudieren.
Interessant umgesetzt war die Titelmusik aus "Das Boot" von Klaus Doldinger. Eindringlich klangen die gravitätisch-tiefen voluminösen Passagen und die leiseren Momente. Das atmosphärische Stück zeichnete sich durch seine dunkle, spannungsgeladene Stimmung aus. Die beiden Musiker schafften es mit dieser Musik eine Mischung aus Bedrohung, Spannung und Melancholie zu vermitteln. Die Orgel wirkte auch hier wie geschaffen für dieses zeitlose Werk.
Eine würzig-groovige Note erhielt der "Jupiter-Choral" von Gustav Holst. Die bekannte und beliebte britische Melodie nahm Ripkens auf und präsentierte sie in einem neuen Gewand. Man fühlte sich an die Klänge von Jimi Hendrix erinnert. Lammers zeigte sich auch hier als versierter Korrepetitor.
Zur Hochform liefen beide Musiker bei "Still got the blues" von Gary Moore, das zu Ripkens Lieblings-Soli zählt, und „Oblivion“ von Astor Piazolla. Bei beiden Stücken war der Blues fühlbar – nicht nur bei den Musikern.
Eine Premiere im Programm war "The show must go on" von Queen. Emotional und kraftvoll ertönte der Song. Mit seiner interessanten Registrierung gelang es Paul Lammers, dass die Zuhörer den Gesang von Freddie Mercury nicht vermissten. Strahlende Augen beim Publikum für eine gute Abstimmung von Organist und Gitarrist.
"Oblivion" gehört zu den bekanntesten Werken des argentinischen Komponisten Astor Piazzolla. Wehmütig durchzog die nachdenkliche Melodie die Kirche. Mit einer Mischung aus Jazz und der klassischen Musik verströmten Lammers und Ripkens eine Atmosphäre von Nostalgie und Sehnsucht.
Mit dem Klassiker "Das Phantom der Oper" beeindruckten Lammers und Ripkens durch die gut umgesetzte dramatische und mysteriöse Stimmung, die einen würdigen Schlusspunkt im Konzert setzte. Kraftvoll und mit vielen Spannungsbögen entluden die beiden Künstler ihre Energie in die Musik. Der lange Schlussapplaus der mehr als 150 Konzertbesucher war Zeichen der Anerkennung und der Begeisterung für ein Konzert voller musikalischer Vielfalt, Können und Leidenschaft. Die Zugabe "Nothing else matters" von Metallica ließ noch einmal aufhorchen, bevor die Musiker sich von ihrem erfreuten Publikum verabschiedeten.
