Der Hl. Franziskus und die erste Krippe
Wenn wir heute in der Weihnachtszeit vor liebevoll gestalteten Krippen stehen, verdanken wir diesen Brauch einem besonderen Mann: Franz von Assisi.
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Franziskus (1181/82–1226) war vieles, aber sicher kein gewöhnlicher Mönch. Er liebte Armut, Frieden und vor allem die Nähe zur Schöpfung. Für ihn sprach jedes Lebewesen – vom Wolf bis zur Lerche – eine Sprache, die von Gott erzählte. Seine Spiritualität war warm, sinnlich und zugewandt, ganz ohne prunkvolle Kirchenpracht.
Genau deshalb störte ihn etwas: Weihnachten wurde im 13. Jahrhundert oft mit großer liturgischer Würde gefeiert – aber mit wenig Herz. Die Menschen hörten lateinische Texte, verstanden aber kaum, was da eigentlich geschah. Franziskus wollte mehr Mitgefühl, mehr Staunen, mehr Nähe zum eigentlichen Wunder.
Im Jahr 1223, in der kleinen italienischen Ortschaft Greccio, hatte Franziskus eine Idee, die damals völlig neu war. Er wollte die Geburt Jesu nicht nur erzählen – er wollte sie erlebbar machen. Deshalb ließ er einen einfachen Stall herrichten, mit Tieren, Stroh und einer Futterkrippe. Kein goldener Altar, kein Weihrauch, kein Prunk. Nur die pure, einfache Szene, so, wie sie sich in Bethlehem zugetragen haben könnte. Franziskus wollte, dass alle spüren, wie nah Gott den Menschen kommt: nicht als mächtiger Herrscher, sondern als Kind in einer einfachen, warmen Krippe.
Am Weihnachtsabend strömten die Menschen herbei. Sie sahen den Stall, hörten das Evangelium – und plötzlich war die Geburt Jesu nicht mehr eine ferne, heilige Geschichte, sondern etwas zutiefst Menschliches. Franziskus predigte mit einer Begeisterung, die ansteckte. Manche Chronisten berichten sogar, er habe das Jesuskind im Geist gesehen und sanft aus der Krippe gehoben.
Von Greccio aus verbreitete sich die Tradition der Weihnachtskrippe über ganz Europa. Erst als "Lebende Krippe", später auch als Figurengruppen – von geschnitzten Kunstwerken bis zu handgemachten Papierkrippen.
Alle Jahre wieder stellen wir Figuren auf, richten Ställe ein, schieben Moos zurecht, entzünden Kerzen. Vielleicht denken wir dabei selten an den barfüßigen Mönch von Assisi. Doch seine Idee lebt weiter, in Kirchen und Wohnzimmern, im Lächeln eines Kindes, das zum ersten Mal die Krippe betrachtet.
Franziskus wollte Weihnachten spürbar machen – und das ist ihm gelungen. Seit mehr als 800 Jahren.