26.07.2025 08:00

Seelsorger, Pilger, Zuhörer

Gerhard Wietholt an seinem Schreibtisch im Büro

Gerhard Wietholt, Krankenhauspfarrer im Augustahospital in Anholt, geht in den Ruhestand. Die Gemeinde St. Franziskus in Isselburg wird er weiter unterstützen. Er erzählt über seine Arbeit in der Klinik sowie über seine Pläne für die Zukunft.

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"Seelsorge ist Menschensorge", sagt Wietholt. Deshalb habe für ihn neben dem Glauben auch stets der Mensch im Mittelpunkt gestanden. Die Menschen hätten in Gesprächen immer ein Stück Ehrlichkeit gewollt, fügt er hinzu. So etwas funktioniere nur auf der Basis des Vertrauens. Ob in seinem Sprechzimmer, in der Cafeteria, auf den Stationen oder draußen auf der Parkbank – manche Menschen hätten, wenn sie krank sind, Redebedarf. "Dann bin ich für sie da", sagt Gerhard Wietholt.

Tür immer offen

Seine Tür habe immer für jeden offengestanden – auch für die rund 300 Mitarbeiter des auf Multiple Sklerose (MS) und Parkinson spezialisierten Krankenhauses. Zu seinen Aufgaben als Krankenhausseelsorger gehörten neben Einzelgesprächen und den Messfeiern in der Hauskapelle auch die Spende der Krankensalbung oder die persönliche Segnung. Um seine Gesprächspartner besser kennenzulernen und zur Vorbereitung möglicher Gespräche habe er alle 14 Tage an der Teamkonferenz teilgenommen, in der die Krankheitsgeschichte und die gesundheitliche Entwicklung der Patienten kurz beleuchtet wird. Vielen Patienten würde er öfters im Jahr begegnen, da Parkinsonpatienten das Krankenhaus einmal jährlich, MS-Patienten sogar zweimal jährlich, aufsuchen würden, sagt Wietholt. Sofern gewünscht, nehme er auch Kontakt zu Seelsorgern aus der Heimatgemeinde der Patienten auf, um ihnen ortsnah weitere Gesprächsangebote zu ermöglichen.

"Alles an frischer Luft"

Doch auch er merke, dass er älter werde, sagt der 70-Jährige. "Es wird alles ein wenig anstrengender und lässt sich nicht mehr so wie früher aus dem Ärmel schütteln", fügt er hinzu. Jetzt freue er sich darauf, auch mal etwas mit Freunden unternehmen zu können. Das sei wegen seines Berufes oft auf der Strecke geblieben. "Schließlich musste ich an den Wochenenden arbeiten, wenn andere freihatten", sagt Wietholt. Die Stelle als Krankenhauspfarrer sei bereits ausgeschrieben.

In seiner Freizeit singt Gerhard Wietholt immer schon gerne in Chören – zum Beispiel im Bocholter Madrigalchor. Außerdem interessiert er sich sehr für Geschichte, Völkerkunde und Archäologie – so sehr, dass er sich möglicherweise als Gasthörer für ein Geschichtsstudium an der Uni Münster einschreiben wird. Und dann liebt Wietholt "alles, was sich an frischer Luft machen lässt", wie er sagt. In 2008 wanderte er vier Monate lang auf dem Jakobsweg von Gronau nach Santiago de Compostela. In der Zeit von 2011 bis 2016 ging er zu Fuß von Bocholt aus nach Rom und 2022, ebenfalls zu Fuß, von Valencia nach Santiago de Compostela.

Gottesdienständerung

Durch die Emeritierung von Gerhard Wietholt zum 31. Juli 2025 wird es Änderungen für die Messen in der Augustahospital-Kapelle geben. Am Sonntag, 27. Juli, ist die letzte Sonntagsmesse um 9.15 Uhr. Danach ist Pause bis nach den Sommerferien, teilt die Pfarrgemeinde St. Franziskus mit. Ab Donnerstag, 4. September, findet dann wieder regelmäßig ein Gottesdienst um 18 Uhr im Augustahospital statt.

Theologiestudium in Münster und Wien

Pfarrer Gerhard Wietholt wurde 1955 in Münster geboren und ist in Havixbeck aufgewachsen. Nach seiner Ausbildung zum Versicherungskaufmann und der Bundeswehrzeit machte er 1983 das Abitur auf dem zweiten Bildungsgang, studierte von 1983 bis 1988 Theologie in Münster und Wien und wurde 1988 Diplom-Theologe. Am 10. Januar 1989 erhielt Wietholt schließlich seine Diakonweihe und verbrachte ein Diakonatsjahr in Oldenburg, bevor er am 3. Juni 1990 zum Priester geweiht wurde. Nach mehreren Kaplan- und Pfarrstellen – unter anderem auch in der Liebfrauengemeinde in Bocholt  – wurde der 70-jährige Geistliche 2021 letztendlich Krankenhauspfarrer in Anholt. Pfarrer Gerhard Wietholt wohnt in Bocholt.


Text/Foto: Theo Theissen, Bocholter-Borkener Volksblatt vom 26. Juli 2025