Manfred Klafki hört als Chorleiter in Werth auf

32 Jahre lang hat Manfred Klafki den Kirchenchor St. Peter und Paul in Werth geleitet. Am Sonntag, 27.4., wird er verabschiedet. Was seine Arbeit besonders machte.
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32 Jahre lang war die Empore der Kirche St. Peter und Paul in Werth das Reich von Manfred Klafki. Nun gibt der 78-Jährige sein Amt als Chorleiter ab. In mehr als drei Jahrzehnten prägte Manfred Klafki die Kirchenmusik in Werth. Sein musikalischer Ansatz: Moderne in die Kirche bringen, aber ohne Experimente. Meistens hat Manfred Klafki seinen Chor von der Orgel begleitet. "Das hat sich dadurch ergeben, dass ich stimmlich nicht mehr so auf der Höhe war", erzählt er und lächelt: "Da war mein Chor irgendwann besser als ich."
1992 hat Manfred Klafki den Chor in Werth übernommen. Dabei hat er bereits mit 16 Jahren angefangen, Orgel zu spielen. 1980 zog er von Wiesbaden nach Werth, sprang zunächst nur ein, als ein anderer Organist ausfiel. Als er den Werther Chor übernahm, begann er zusätzlich an der Landesmusikakademie einen Lehrgang zum Chorleiter. "Ich war in dem Lehrgang der einzige, der auch mal ein Kirchenlied genommen hat."
Einmal die Woche, immer dienstags, probt der Kirchenchor in Werth. Probenbeginn: 19.45 Uhr. Neben der Gemeinschaft und dem Spaß am Singen gibt es für Manfred Klafki noch einen anderen wichtigen Aspekt, warum der Chor für die Sänger so besonders ist: "Dass man etwas in der Woche vorhat." Immer wieder habe er Sänger erlebt, die beispielsweise aus Altersgründen aufhören mussten, und denen es besonders leid tat, dass der wöchentliche Termin wegfiel. Die Proben seien immer locker gewesen, es wurde viel gelacht, erzählt er. Die Pause während der Probe war wichtig, um zu quatschen und ins Gespräch zu kommen. Viele Sänger sind ebenfalls jahrzehntelang im Chor: "Der Chor ist mit mir alt geworden", sagt er. Nach seinem letzten Gottesdienst als Chorleiter am Ostersonntag sei eine Sängerin zu ihm gekommen: "Du bist der Chorleiter gewesen, der nie mit uns geschimpft hat", habe sie ihm gedankt.
Der größte Einschnitt war sicherlich die Coronakrise, sagt Manfred Klafki. Waren vorher 50 Sängerinnen und Sänger im Chor, sind im Anschluss die Hälfte übrig geblieben. Diese sind dann wiederum bis heute noch im Chor.
Seine Chöre – auch den Kirchenchor in Liedern leitete er seit 1996 – haben in den ganzen Jahren auch ihn getragen. Während andere nach Rentenein tritt in ein Loch fielen, ging es Manfred Klafki anders: "Ich hatte die Chöre." Auch als er aus gesundheitlichen Gründen pausieren musste, habe ihn sein Chor unterstützt und nach der Pause einfach weitergemacht.
Und musikalisch? Ist Manfred Klafki neue Wege gegangen. Im Kirchenchor in Werth ist viel "Neues Geistliches Lied" zu hören: also moderne christliche Musik. Zuletzt unter anderem viel Musik von Manfred Siebald. Besonders die Texte gefallen ihm gut, erzählt Klafki. Es sind kritische Texte. Darin könne er sich durchaus wiederfinden, die Kirche sei ihm teils zu konservativ, findet er.
Diese Musik habe aber auch immer sein Chor mitgetragen. Ein Chor funktioniere nur, wenn die Sänger die Musik wollen, betont Manfred Klafki. "Für mich ist es immer wichtig, Sachen zu machen, die ein Chor kann", sagt er. "Wenn der Chor nicht dahintersteht, kann man das vergessen." Seien die Sänger andersherum mit dem Herzen dabei, würden die schwierigsten Stücke möglich.
Mit Klafkis Abschied fängt ein neues Kapitel für den Kirchenchor in Werth an. "Ich hatte erst Angst, dass sich der Chor auflöst", gibt Manfred Klafki zu. Doch alle Sänger seien dabei geblieben – eine Auflösung nie Thema gewesen. Am Ostersonntag hat Klafki zum letzten Mal seinen Werther Chor durch einen Gottesdienst dirigiert, am Weißen Sonntag, 27. April, wird er offiziell verabschiedet. Nahtlos übernehmen wird Dr. Gerd-Heinz Stevens. Am Dienstag, 29. April, wird die erste Probe mit neuem Chorleiter sein.
In Erinnerung bleiben werden Manfred Klafki viele tolle Momente mit dem Chor, Fahrten und Projekte. Seinen Sängern wünscht er nun, dass sie so bleiben, wie sie sind, sich an die neue Situation anpassen und mit offe nen Armen auf den neuen Leiter zugehen. Aber eins ist sicher: Als Zuhörer wird er seinem Chor auf jeden Fall erhalten bleiben.
Text/Foto: Ann-Theres Langert, Bocholter-Borkener Volksblatt vom 26. April 2025
